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unsere August 2017 story

30.08.17

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Seit gestern sind wir im kleinen Dorf Breb, ganz im Norden von Rumänien. Breb liegt gute 20 km südlich von Sighetu Marmatiei, einer Grenzstadt zur Ukraine. Monika hoffte hier auf dem Campingplatz eine Waschmaschine vorzufinden. Dies war nicht der Fall. Somit ist das Wäschewaschen vertagt. Vom Bremach aus sehen wir zwei Berge die bereits in der Ukraine sind.

Ende Juli reisten wir noch nach Padiş im Bihor Gebirge (höchster Punkt 1849 m) und östlich von Beiuş. Bihor ist das grösste Karstgebiet des Landes, mit vielen Höhlen, Schluchten und Dolinen. Bihor ist auch ein Hochplateau, auf ca 1200 m gelegen. Da fanden wir einen schönen abgelegenen Platz. Pferde weideten in der Umgebung, eine Schafherde zog vorbei. Wir stellten als Schattenspender und möglichen Regenschirm das Vordach auf. In der Nacht mussten zwei Pferde unbedingt in unserer nächsten Umgebung grasen. Eines verfing sich in der gespannten Schnur und riss die Stangen um. Am Morgen lag das Vordach am Boden. Die Plane war nicht beschädigt, nur eine Schnur gerissen. Wir stellten das Vordach nicht wieder auf. Am zweiten Abend kam ein Polizist angefahren. Wir seien hier in einer geschützten Zone, wir müssten von hier weg. Er sagte auch etwas von 500 oder 1000 Euro Busse, kam aber auf diesen Punkt nicht mehr zu sprechen. Er war nett, nicht ungehalten, aber bestimmt. Die Abreise auf morgen zu verschieben kam nicht in Frage. Wir entschuldigten uns mit der Erklärung, dass nirgends eine Informationstafel sei. Wo wir denn übernachten dürften? In Glavoi, ein paar km entfernt, war die Antwort. Der Polizist zeigte uns den Ort auf der Karte. Wir versprachen ihm, dass wir wegfahren, es daure aber vielleicht zwei Stunden. Kein Problem. Und der Polizist fuhr weg. Auf dem Weg nach Glavoi luden wir noch viele Rucksäcke und anderes Gepäck in den Bremach, von Rumänen die auch nach Glavoi wollten, die letzten paar km sehr schlechter Strasse ihrem PW aber nicht zumuten wollten.

Als Glavoi in Sicht kam war unsere Ueberraschung gross. Da waren hunderte von Zelten auf einer grossen Wiese, durchflossen von einem Bach und voll umgeben von Wald. Die Fahrzeuge standen kreuz und quer auf dem Gelände. Es war Freitag Abend. Die Städter wollten sicher für's Wochenende der Hitze entfliehen. (Die Wiese lag auf 1100 müM.) Ein paar einfache Holzhäuschen waren Beitzli, mit Essen und Getränken. Aber Toiletten gab es nicht. Man ging in den Wald. Für uns war klar, da bleiben wir nur bis morgen. Schliesslich blieben wir drei Nächte. Die Atmosphäre begann uns zu gefallen. Und wir lernten nette Rumänen kennen, aber auch Edda und Philip aus Köln. Dieses Glavoi war auch Ausgangspunkt für Wanderungen, auf markierten Wegen.

Anschliessend fuhren wir quer durch das Bihor Gebirge (sehr oft durch Wald) abwärts nach Gilau. Dort war ein richtiger Campingplatz angesagt. Vor Paul's Geburtstag fanden wir in der Nähe des Klosters Plopi (südlich von Gilau) einen schönen Platz auf einem Sattel, mit Aussicht nach Süden in die Berge, nach Norden in die Ebene. Am Geburtstag selbst machten wir am Morgen eine schöne Wanderung, fuhren dann ins Tal, assen bei einer Pension zu Mittag und liessen uns später auf einer Wiese an einem Fluss nieder.

Dann durchquerten wir das Siebenbürgische Becken (eine grosse Ebene) von West nach Ost, d.h. von Turda nach Reghin. Wir waren nun am Rande der Ostkarpaten angelangt. Ueber Sovata (ein bekannter Kurort) und Gheorgheni ging es weiter in die Harghita Berge, zum Berghaus "Cabana Harghita Madaraş" auf 1610 m. Von dieser Cabana aus machten wir eine kleinere Tour auf den Berg Varful Harghita Madaraş. Dort fanden wir eine Art Kultstätte vor. Hunderte von Flaggen von Ungarn, und keine einzige von Rumänien. Und viele Holzpfosten oder Kreuze, geschmückt mit Bändern in den ungarischen Nationalfarben. Wir waren doch in Rumänien, oder nicht? Ja und nein. Die Szekler sind eben ungarisch-stämmig. Und Siebenbürgen inkl Szeklerland gehörte früher zu Ungarn. Die PWs, die es bis zum Berghaus schafften, kamen fast alle aus Ungarn. Vielleicht waren auch Leute darunter, die Grossungarn nachtrauern. Und auch in der ganzen Gegend hörten wir vor allem Ungarisch, und nicht Rumänisch.

Anschliessend besuchten wir die Stadt Miercurea-Ciuc (deutsch Szeklerburg), das Zentrum des Szeklerlandes. Nach Miercurea-Ciuc durchquerten wir das Ciucului Gebirge und besuchten anschliessend die Bicaz-Klamm (Cheile Bicazului) und den Roten See (Lacul Roşu). Die Bicaz-Klamm ist eine sehr enge, wirklich eindrückliche Schlucht. An den engsten Stellen ist nur Platz für Fluss und Strasse, eingeklemmt zwischen bis zu 300 m hohen praktisch vertikalen Felswänden. Der Rote See ist ein sehr bekanntes und beliebtes Ausflugsziel. Er liegt mitten im Wald.

Dann durchquerten wir den Nationalpark Ceahlau, in den Ceahlau Bergen westlich von Piatra-Neamt gelegen. Dann ging es wieder westwärts, über die Giurgeu Berge nach Bistrita. Bistrita ist das Zentrum des Nösnerlandes, einst das nördlichste Siedlungsgebiet der Siebenbürger Sachsen.

Auf unserer weiteren Fahrt nordwärts wollten wir zur Abwechslung wieder mal an einem Fluss übernachten. So verliessen wir nach Nasaud die Hauptstrasse und fuhren in ein Seitental. Einen geeigneten Platz am Fluss fanden wir nicht, und nach 11 km Fahrt war die Strasse zu Ende. Das heisst die Strasse verzweigte sich, führte in den Wald, den Berg hoch, und in beiden Richtungen war Fahrverbot. Was nun? Ein Rumäne kam auf uns zu. Er meinte wir könnten bei ihm übernachten, oben am Hang mit schöner Aussicht. Wir nahmen das Angebot an. Wir trafen ein schönes Anwesen an. Ein mit viel Blumen geschmücktes Haus, eine schöne Pergola, Nebengebäude, viel Garten, ein Treibhaus, eine kleine Forellenzucht und Obstbäume in der Umgebung. Dazu gehörten zwei Pferde, zwei Kühe, zwei Schafe. Das Ehepaar Gheorge und Cinia lud uns bald zu einem Willkommensschnäpschen ein. Leider war die Kommunikation schwierig, nur auf rumänisch. Wir mussten mit dem "Kauderwelsch" Büchlein die Wörter mühsam zusammensuchen. Genau in solchen Situationen sollte man die Sprache etwas beherrschen. In Rumänien ist dies leider für uns nicht der Fall. Und wir konnten uns nicht wehren. Wir mussten mit Gheorge und Cinia zu Abend essen, frühstücken und zu Mittag essen. Das Abendessen: Gegrilltes Fleisch (wenigstens konnten wir unsere selbentags gekauften Schweinsplätzchen dazu beisteuern).
Das Frühstück: "Mămăligă", das rumänische Nationalgericht (ein fester Maisbrei mit Käse). Das Mittagessen: Forellen aus ihrer Zucht. Mit auf die Weiterreise bekamen wir noch: Käse, Speck, Tomaten, Paprika, scharfe Paprika, Knoblauch, vier Gläser Eingemachtes (Gemüse und Saucen) und viel Süssgebäck (eine Art Berliner ohne Füllung). Revanchieren konnten wir uns nur mit einer Flasche Wein und einer Packung Kaffee. Der Aufenthalt war ein einmaliges Erlebnis. Der Ort hiess Telcişor.

Der Pass Şetref (817 m) ist die Grenze zwischen den Regionen Siebenbürgen und Maramureş. Wir überquerten ihn gestern, haben also Siebenbürgen (Transsilvanien) nach langem Aufenthalt verlassen.

Pässe (oder deren unmittelbare Umgebung) waren übrigens auch im vergangenen Monat beliebte Standorte für uns. Die Gründe: Die Temperatur. Die Aussicht. Oft zweigen bei Pässen befahrbare Wege ab, die früher oder später zu einem geeigneten Standort führen, mit Aussicht. Oft gehen von Pässen Wanderwege in die eine oder andere Richtung ab. So übernachteten wir im August auf oder bei folgenden Pässen: Bucin, Vlahita (Tolvaioş), Ghimeş, Pangarati, und Creanga (Borsec). Beim Pass Ghimeş hatten wir besonders gut die Gelegenheit die Bauern beim Einfahren von Heu ausgiebig zu beobachten. Dies geschah meistens mit Pferdefuhrwerken, selten mit einem Traktor. In steilem Gelände wurde das Heu auf einen Schlitten geladen und von einem Pferd den Hang hochgezogen. Der Schlitten bestand nur aus Baumästen. Aber das System funktionierte bestens.

Nun sind wir also seit gestern in der Region Maramureş. Die Region Maramureş ist berühmt für die vielen jahrhunderte-alten Holzkirchen, mit winzigem Grundriss und hohen Kirchtürmen. Acht sind UNESCO-Weltkulturerbe. Wir werden einige davon sicher noch besichtigen.

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