Druckversion

unsere Juli 2017 story

26.07.17

Bilder

Wir sind immer noch in Siebenbürgen, genauer im Apuseni Gebirge, noch genauer im Bihor Gebirge (höchster Punkt 1849 m). Siebenbürgen ist gross!

Nach drei Nächten in Paltiniş, auf gut 1300 m Höhe, zogen wir wieder ins Flachland, nach Salişte, auf 540 m. Hier waren wir auf einem kleinen Campingplatz, betrieben von einem Holländer. Anschliessend ging's wieder in die Berge, in Etappen, auf der Transalpina. Die Transalpina ist eine der Verbindungen von Siebenbürgen im Norden nach Oltenien, dem Flachland im Süden. Sie führt über den Pass Urdele (2140 m), dem höchsten befahrbaren Pass in Rumänien. Bei den Motorradfahrern ist sie sehr beliebt. Die meisten die wir antrafen kamen aus Tschechien und der Slowakei. Und die Transalpina ist erst seit 2012 durchgehend asphaltiert. Wir fuhren bis auf die Passhöhe. Die Weiterfahrt in den Süden, in die Hitze, interessierte uns nicht. Nach der Erfahrung in Paltiniş erkundigten wir uns betreffs Wind. Ein Deutscher verbrachte die letzte Nacht hier auf dem Pass und sagte "kein Problem". Also liessen wir uns hier nieder. Kein Tag ist wie der andere! Wegen extremem Wind packten wir am Morgen zusammen und verzichteten auf eine ansonst sicher schöne Wanderung in offenem Gelände.

Das nächste Ziel war das Retezat Gebirge. Wir erreichten dieses über die Stadt Petroşani und konnten auf einer Naturstrasse bis zum Berghaus "Cabana Carnic" auf 1005 m hochfahren. Hier machten wir nur eine Wanderung zu einem Wasserfall.

Unser nächstes Ziel war das Siebenbürgische Erzgebirge (Muntii Metaliferi). Wir erreichten es über die Stadt Abrud. Von Abrud aus machten wir eine Rundreise durch diese Gegend. Nach 7 Tagen und 270 km Fahrt waren wir wieder in Abrud. Auf dieser Rundreise lernten wir das Motzenland, die Orte Roşia Montana und Rimetea kennen.

Die Motzen sind eine Volksgruppe deren Ursprung umstritten ist. Sind sie direkte Nachfahren der Daker oder spätere Zuwanderer? Der Name der Volksgruppe wird auf die Wörter "aufmotzen", "motzen" zurückgeführt, weil man sich besonders oft und heftig gegen die Obrigkeit (Adel und Klerus) auflehnte. In den Hügeln und Bergen leben die Motzen in weitläufigen Streusiedlungen. Ihre traditionellen Häuser haben steile Strohdächer und kein Kamin.

Roşia Montana zählt zu den ältesten und wichtigsten Gold-Lagerstätten Europas. Seit über 2000 Jahren wird hier Gold abgebaut. Ein Bergbaustollen aus der Zeit der Römer kann sogar besichtigt werden. Seit Jahren will ein kanadischer Konzern hier eine Goldmine im Tagebau eröffnen. Ganze Täler und Weiler würden zum Opfer fallen. Die rumänische Regierung hat ihren Standpunkt dazu mehrmals geändert. Im Moment herrscht diesbezüglich eine Patsituation. Bei der Weiterfahrt, auf Nebenstrassen und quer durch die Berge, kamen wir auch an einer Kupfermine (Tagebau) vorbei. (Wie erwähnt, wir waren im Siebenbürgischen Erzgebirge.) Wir mussten uns hier ausweisen und den Bremach inspizieren lassen, bevor die Barriere für uns geöffnet wurde.

Im Dorf Rimetea leben Ungaren. Praktisch alle Fahrzeuge die wir hier sahen hatten ungarische Kontrollschilder. Gehörten sie Touristen oder eher Ungaren die hier auf Verwandtenbesuch waren? Auf der Speisekarte war Ungarisch vor Rumänisch und Englisch plaziert.

Siebenbürgen gehörte ja bis nach dem ersten Weltkrieg zu Ungarn. Mit dem Vertrag von Trianon 1920 kam es zu Rumänien. Ca 7 % der rumänischen Gesamtbevölkerung sind Ungaren.

Seit unserem letzten Eintrag haben wir 10mal auf einem Campingplatz, 1mal in einer Privatunterkunft und 15mal wild übernachtet. Auch bei einer Uebernachtung direkt am Strassenrand, abseits des nächsten Dorfes, hatten wir keine Bedenken, fühlten uns nicht unsicher. Wo sind die rumänischen Diebe? Wir sahen noch keine.

Wir haben meist sehr gutes Wetter. Bei der Standortwahl ist Schatten immer ein Kriterium. Allerdings erlebten wir vorgestern Nacht (wir waren beim Pass Ursoaia auf 1328 m, in einer Landschaft die uns an die Wälder und Lichtungen des Jura erinnerte) ein Gewitter wie kaum je, vielleicht noch nie, zuvor. Die Blitze folgten sich fast im Sekundentakt, und das Licht hatte einen violetten Schimmer. Eine Stunde vorher bewunderten wir noch den Sternenhimmel.

Es gefällt uns nachwievor sehr gut in Rumänien.

placeholder
top
placeholder