Druckversion

unsere November 2014 story

14.11.14

Bilder

Im Moment sind wir im Südwesten der Türkei, im kleinen Ort Üçağız (zwischen Demre und Kaş gelegen), am Mittelmeer.

Ans Meer kamen wir schon am 2. November, nach 18 Tagen und fast 2000 km Fahrt ab der Grenze Georgien / Türkei. Die Fahrt vom Nordosten in den Südwesten erfolgte in einem für uns forschen Tempo und auf folgender Route: Ardahan - Oltu - Erzurum - Tunceli - Elaziğ - Malatya - Aksaray - Konya - Side (am Mittelmeer).

Der erste Halt war in Bana, knapp 200 km nach der Grenze, auf freiem Feld und bei der Ruine einer armenischen Kirche aus dem 7. Jh. Am gleichen Ort waren wir schon im Juli 2011 parkiert.

In Erzurum waren wir das erste Mal. Erzurum ist die grösste Stadt von Ostanatolien, liegt auf knapp 2000 müM und in der Nähe soll eines der besten Skigebiete der Türkei sein. Schneebedeckte Berge sahen wir, Skifahrer natürlich noch keine. Aber es war (Mitte Oktober) bereits kalt dort, mit Temperaturen knapp über Null. In Erzurum sind bedeutende Bauwerke aus der seldschukischen und osmanischen Zeit zu sehen: Medresen, Moscheen, Grabbauten (Türben), überwiegend zwischen dem 12. und 18. Jh. erbaut. Die Stadt war ein wichtiges Handelszentrum an der Seidenstrasse.

In Tunceli und Umgebung leben vorwiegend Aleviten, eine kleine Minderheit in der Türkei. (Das Alevitentum ist eine islamischen Glaubensrichtung, die auf das 13. / 14. Jh. zurückgeht.) So sahen wir in der Stadt praktisch keine Frauen mit Kopftuch und zahlreiche Geschäfte die Alkoholika verkauften, beides unüblich in anderen Teilen des Landesinnern.

Südlich von Tunceli, auf der Fahrt nach Elaziğ, überquerten wir mit einer Fähre den grossen Keban-Stausee, den gestauten Euphrat.

Der Besuch von Konya stand schon lange auf unserer Wunschliste. Konya: Wichtiger Pilgerort und Millionenstadt. Wir erwarteten, aufgrund von Lektüre, eine konservative Stadt. Wir merkten nichts davon. Die Atmosphäre fanden wir angenehm, fast locker. Die Stadt gefiel uns sehr gut.

Der wichtigste Ort in Konya ist die Grabstätte von Dschalal ad-Din Muhammad Rumi (auch einfach Rumi oder Mevlana genannt). Rumi lebte von 1207 – 1273. Er war ein muslimischer Poet, Jurist, Theologe und Mystiker. Die Grabstätte (ein Mausoleum) ist heute ein Museum und Wallfahrtsort für fromme Muslime und Anhänger des Sufismus. Rumi's Anhänger gründeten später den Mevlevi-Orden. Dieser ist bekannt für den 'Tanz der drehenden Derwische' (mit bodenlangen weissen Röcken und hohen dunklen Mützen, vielleicht habt ihr schon Bilder davon gesehen).

In Konya blieben wir vier Tage. Wir waren an der Peripherie auf einem bewachten städtischen Standplatz parkiert. Daneben war das grosse Areal der Schrebergärten (der Eingang dazu ebenfalls bewacht). Die erste Fahrt ins Zentrum war per Autostop. Zwei Kurden aus Diyarbakır nahmen uns mit. (Sie waren erfreut, dass wir ihre Stadt kannten.) An den folgenden Tagen gings per Bus ins Zentrum. Wir hatten inzwischen eine Plastikfahrkarte gekauft. (Automaten am Strassenrand gibt es keine, und im Bus selbst kann man die Fahrt nicht bezahlen.)

Der erste Halt am Meer war in Side (bei Manavgat), ca 40 km östlich von Antalya. Parkiert waren wir dort direkt an einem grossen Sandstrand, bei einem Strandbeizli mit Terasse und Liegestühlen. Dort sonnten sich Touristen, liessen sich womöglich sogar verbrennen. Uns genügte es, dass wir dort ein kühles Bier trinken konnten sowie Toilette und Dusche benützen durften.

An der Küste trafen wir auf eine ganz andere Türkei als im Landesinnern. Tourismus ist hier angesagt! In Side zum Beispiel sprachen uns praktisch alle Souvenirverkäufer und Kellner auf Deutsch an und die Preise waren in Euro angegeben. Dies war für uns eine ungewohnte Situation.

Nach Side gings nach Aspendos, von der Küste etwas zurückversetzt, 45 km Fahrt. Das grosse Theater aus römischer Zeit ist eines der besterhaltenen der Antike. Es bietet bis zu 20'000 Zuschauern Platz. Es ist wohl das schönste das wir je sahen.

In Kemer (westlich von Antalya) machten wir für 2 Tage Halt. Ralph Hofmann hatte hier für uns ein Treffen mit Mike und Corinne arrangiert. Die Zwei leben schon seit ein paar Jahren auf ihrem Segelschiff. Kemer ist der Heimathafen. Wir durften innerhalb des Yachthafens parkieren und dessen gute Infrastruktur benutzen. Dank Mike und Corinne lernten wir eine neue Welt kennen, jene der Segler. Wir trafen auch Leute aus England, Norwegen, Südafrika, die mit ihren Booten im Mittelmeer kreuzen.

Der nächste Halt war beim kleinen Ort Çıralı, weitere 45 km westwärts. Hier ist der Sandstrand 3 km lang. Wir parkierten an dessen östlichem Ende, und waren nicht die Einzigen dort. Zeitweise 8 Fahrzeuge, 4 aus der Türkei, aus Deutschland, Holland und eines aus der Schweiz (Sven und Martina aus dem Aargau). Wir blieben 3 Tage. Von hier aus besuchten wir die 'ewigen Feuer' von Chimaera (Chimaira, Hephaistion), gelegen an einem Berghang und vom Strand aus zu Fuss in einer Stunde erreichbar. Chimaera war wahrscheinlich der Kultort der antiken Stadt Olympos, deren Ruinen ganz in der Nähe des westlichen Strandendes liegen. Überlieferungen zufolge sollen die Flammen noch in der Antike weithin übers Meer geleuchtet und Seefahrern bei der Orientierung geholfen haben. Wir waren bei Einbruch der Dunkelheit dort und sahen mehrere Feuerstellen. Die Flammen kommen direkt aus Löchern und Ritzen im Gestein. Das Gas (vorwiegend Methan) soll sich immer wieder selbst entzünden. Wie dies geschieht können wir uns nicht erklären. Ein jahrtausendealtes Naturphänomen.

Seit Vorgestern sind wir in Üçağız, weitere 100 km Fahrt westwärts. Üçağız ist ein kleines Fischerdorf. Im Hafen überwiegen heute jedoch die Ausflugsboote. Dem Ort vorgelagert liegt nämlich die Insel Kekova, mit den teilweise im Meer versunkenen Ruinen der antiken Stadt Dolikhiste und somit ein Ausflugsziel.

Seit wir an der Küste sind können wir warmes und meist schönes Wetter geniessen. (Heute ist allerdings Regentag, der erste seit langem.) Die Temperatur ist meistens so um die 24 Grad. Gestern z.Bsp. hatten wir bereits um 8h morgens 20 Grad und in der Nacht davor nicht weniger als 18 Grad. Solange das Wetter so gut ist wollen wir noch etwas in dieser Ecke der Türkei verweilen.

placeholder
top
placeholder