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unsere Mai 2014 story

30.05.14

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Nach 19 Tagen in Armenien sind wir seit 3 Tagen in Bergkarabach. In ein paar Tagen werden wir nach Armenien zurückfahren und spätestens am 8. Juni nach Georgien ausreisen. Die Aufenthaltsdauer in Armenien ist leider maximal nur 1 Monat (für ein Fahrzeug, nicht für Personen).

zu Armenien:

Die Einreise am 9. Mai war problemlos. Wir wählten einen kleinen Grenzübergang und es war Feiertag (Tag des Sieges und des Friedens). Ein Visum war nicht benötigt.
Die Pässe waren schnell kontrolliert, die Registrierung des Fahrzeuges dauerte aber etwas länger. Wärend Monika und ein Zöllner damit beschäftigt waren (der Bremach ist ja auf Monika's Name eingelöst), sass Paul mit den anderen Zöllnern schon im Nachbargebäude bei Speis und Trank. Es war ja Feiertag! Monika und ihr Zöllner stiessen dann nach getaner Arbeit auch noch dazu. So waren wir neun Personen. Armenischer Cognac, Vodka, Käse, Gemüse, Fladenbrot, Trockenfleisch, zum Schluss noch ein Topf gegarter Fisch (aus dem Sewansee) mit Buttersauce und Kräutern. Niemand musste das Feiern unterbrechen, da kein anderes Fahrzeug an der Grenze erschien. Für das Fahrzeug wurden AMD 1500 (EUR 2.70, CHF 3.30) verlangt, für 30 Tage. Dieser Betrag war auch im Büro angeschlagen. Andere Reisende erzählten uns von EUR 40 und 60 oder USD 52. Vielleicht hatten wir die korrekte Behandlung dem Umstand zu verdanken, dass es ein kleiner Grenzübergang war. Für uns war dieser Grenzübertritt natürlich ein sehr positiver erster Eindruck von Armenien.

In Stepanavan, der ersten Stadt auf unserem Weg, erledigten wir das Nötigste: Geld, Fahrzeugversicherung, Internet. Der Geldbezug funktionierte gleich beim ersten Bankomaten. Der Abschluss einer lokalen Fahrzeugversicherung ist obligatorisch. Die junge und freundliche Dame im winzigen Büro gab sich viel Mühe unseren georgischen Ausweis zu entziffern. So dauerte es eine Weile. Für den Internetzugang beschafften wir uns ein kleines USB-Modem, die gleiche Lösung die wir schon in Georgien hatten. Die Kommunikation geht über das mobile Telefonnetz. Und schon waren wir gerüstet für Armenien.

Ueber Vanadzor und Dilijan fuhren wir an den grossen Sewansee, dann südostwärts über Sisian und Kapan bis an die Grenze zum Iran und nach Meghri. Von dort ging es wieder nordwärts, über Kajaran nach Goris, von dort nordostwärts nach Karabach.

Unterwegs besuchten wir die geschichtsträchtige Burg Lori Berd, die Karawanserei am Selimpass und mehrere Klöster. Besonders gut gefielen uns Noravank und Tatev, auch wegen der Lage und unmittelbaren Umgebung. Das Kloster Noravank liegt in einem Tal mit beidseitig steilen und rotgefärbten Felswänden. Wir liessen uns auf der anderen Talseite bei Amaghu nieder, mit direktem Blick auf das Kloster. Das Dorf Amaghu existiert nur noch auf der Karte. Wir fanden fast nur noch die Grundmauern der Häuser vor, nebst ein paar wenigen Steinwänden. Das ganze Dorfgelände war überwachsen. Nach etwas Ueberlegung hatten wir eine Erklärung. Es war ein Dorf in dem Aserbaidschaner lebten und im Zusammenhang mit dem Bergkarabach Konflikt flüchteten oder vertrieben wurden. Wenn dies nicht hier passierte, so ganz bestimmt anderswo in Armenien. Wären die Bewohner aus wirtschaftlichen Gründen allmählich weggezogen, hätten sie ihre Häuser nicht zerstört, um möglichst jede Spur davon auszulöschen. Die Gegenseite war nicht besser. Armenier wurden aus Aserbaidschan vertrieben. Das Kloster Tatev liegt auf einer natürlichen Platform hoch über dem steilen Tal des Flusses Vorotan. Seit 2010 bringt eine Seilbahn viele Touristen über das Tal ganz nahe zum Kloster. Die Seilbahn soll mit 5.75 km (horizontaler) Länge die längste Seilbahn der Welt sein. Die Distanz vom letzten Masten vor dem 'Abgrund' bis zur Klosterstation beträgt 2.71 km. Die Seilbahn wurde von Garaventa - Doppelmayr erbaut. Wir fuhren natürlich nicht mit der Bahn, sondern mit dem Bremach, das Tal runter und auf der anderen Seite sehr steil hoch zum Kloster. Unser Parkplatz war auf einer kleinen Wiese, etwas höher als das Kloster gelegen, und mit direkter Sicht darauf. Wir blieben 3 Tage hier. Ganz im Süden Armeniens trennte uns teilweise nur der Grenzzaun und der breite Fluss Aras vom Iran. Der Aras (Araks, Arax, der antike Araxes) ist vielleicht auch der Fluss Gihon, welchen die Bibel bei der Beschreibung des Garten Edens nennt.

Wir fanden ein Armenien, das viel gebirgiger, in der Landschaft abwechslungsreicher und viel grüner war als wir erwarteten. Wir fühlten uns auch in diesem Lande sofort wohl. Die Leute sind freundlich, eher neugieriger und gesprächiger als in Georgien, und fragten uns oft ob sie was helfen könnten. Probleme hatten wir keine.

zu Bergkarabach:

Bergkarabach (Nagorny Karabach, armenisch Arzach, englisch Nagorno Karabagh) ist ein sehr alter Konfliktherd. In der Zeit der Sowjetunion wurde Bergkarabach zu einem autonomen Gebiet innerhalb der Republik Aserbaidschan. Wärend des Zerfalls der Sowjetunion und vor allem nach der Unabhängigkeit von Armenien und Aserbaidschan nahm der Konflikt wieder eine neue Dimension an. Bergkarabach erklärte 1991 seine Unabhängigkeit als 'Republik Bergkarabach'. Zwischen 1992 und 1994 herrschte Krieg um Bergkarabach. Im Mai 1994 trat ein Waffenstillstandsabkommen in Kraft. Alle Friedensbemühungen seither scheiterten. Aserbaidschan verlor 14% seiner Fläche. Trotz Unabhängigkeitserklärung gehört Bergkarabach de jure zu Aserbaidschan. Kein einziger Staat, auch nicht Armenien, hat die 'Republik Bergkarabach' als eigenen Staat anerkannt. De facto ist die 'Republik Bergkarabach' eine Provinz von Armenien. Die Bevölkerung ist 145'000 (2013), davon 53'000 in der Hauptstadt Stepanakert.
Die Fläche beträgt 12'000 km2.

Die Einreise nach Bergkarabach war einfach. Am kleinen Grenzposten wurden ein paar Angaben aus Pass und Fahrzeugausweis in ein Buch eingetragen. Wir bekamen einen Zettel mit der Adresse des 'Ministeriums für Auswärtige Angelegenheiten'. Dort, in Stepanakert, müssten wir uns melden. Das war alles. Heute gingen wir im Ministerium vorbei, füllten ein einfaches Formular aus, gaben an welche Gebiete wir besuchen wollen und bekamen das Visum. (Grenzgebiete zu Aserbaidschan, zum Beispiel die Stadt Aghdam, sind nicht zugänglich.)

Als Erstes besuchten wir Shushi, auf dem Weg nach Stepanakert. Die Stadt hat eine grosse und leider auch tragische Geschichte (zum Bsp das Pogrom von 1920 an der armenischen Bevölkerung). Für die Aserbaidschaner gilt Shushi als Wiege ihrer Kultur, vor allem der Musik und der Dichtkunst. Der Verlust dieser Stadt muss sie deshalb besonders schmerzen. Wir sahen hier noch sehr viele Ruinen vom Krieg 1992 - 1994. Wir blieben einen Tag hier.

Seit gestern sind wir in Stepanakert, zur Abwechslung wieder mal in einem Hotel. Dieses ist klein und gemütlich. Die Stadt gefällt uns. Sie ist sauber und gepflegt. Im Zentrum sind viele Häuser neu gebaut oder renoviert. Kriegsschäden sieht man kaum mehr.

Morgen fahren wir weiter. Wegen der genannten Aufenthaltsbeschränkung auf einen Monat (Armenien inkl Bergkarabach) müssen wir ein ganz ungewohntes Reisetempo einschlagen. Wir wollen später nochmals nach Armenien kommen. Vorher aber, im Sommer, wollen wir in Georgien nochmals in den Grossen Kaukasus zurückkehren und ein Gebiet besuchen, das wir uns aufsparten: Tuschetien.

06.05.14

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Schon wieder drei Wochen unterwegs! Beim Tifliser See (auch Tifliser Meer genannt), unserem ersten Halt, blieben wir drei Tage. Am zweiten Tag gab es bereits Besuch. Stefan und Gertrud aus dem Allgäu kamen angefahren, in einem alten Magirus-Deutz LKW mit Wohnkabine, acht Tonnen schwer (siehe Bild), auf ihrer Heimreise aus Oman und dem Iran. So erfuhren wir viel Interessantes aus diesen Ländern. Und am Abend hatten wir erstmals die Gelegenheit uns in einem Fahrzeug an einem echten Holzofen zu wärmen.

Dann ging es weiter Richtung Südosten, zum Höhlenkloster von Dawit Garedscha an der Grenze zu Aserbaidschan. Unterwegs machten wir für je drei Tage Halt an einem Salzsee und im Dorf Udabno. Am Salzsee gab es nebst Hügeln, fast unendlich weitem Weideland, Schafen und ein paar Kühen eigentlich nichts zu sehen. Wir genossen es hier trotzdem. (Sonst wären wir ja nicht drei Tage geblieben.) In Udabno, letztes Dorf vor Dawit Garedscha, hat ein jüngeres Paar aus Polen eine einfache Herberge eingerichtet, den Club Oasis. Der Name ist nicht ohne Grund. Udabno liegt wirklich in der 'Pampa', in einer kargen, öden Landschaft. Und wenn man dann hier im Club ein Bier trinken kann! Den einzigen Laden den wir im Dorf fanden war im ersten Stock eines Bauernhauses. Das Felsenkloster Dawit Garedscha ist in einer interessanten Landschaft (siehe Bild). Ein Teil der Höhlen liegt schon in Aserbaidschan. Leider war der Wind so stark, dass wir auf eine genauere Erkundung verzichteten. Vielleicht ein anderes Mal.

Anschliessend ging es westwärts und in Etappen über Rustavi - Manglisi - Tsalka - Poka - Ninotsminda - Akhalkalaki nach Vardzia.

In Poka besuchten wir das Frauenkloster, 1992 gegründet. Die Nonnen betreiben auch einen Verkaufsladen. Dieser ist einfach, aber sicher mit viel Liebe eingerichtet. Im Angebot gemäss Prospekt: 50 verschiedene Konfitüren, 9 Biscuits, 9 Schokoladen Trüffeln, 9 Schokoladen und 16 verschiedene Käse.

Beim Felsenkloster Vardzia waren wir bereits im April 2013. Nun hatten wir hier ein rendez-vous mit Heidi und Robi aus dem Aargau. Wir lernten die zwei im Juni 2012 in Belogradčik im Norden von Bulgarien kennen. Ein freudiges Wiedersehen! Heidi und Robi sind nun auf langer Fahrt in die Mongolei, nach China und Laos. An der Grenze Mongolei / China wollen sie sich am 24. oder 25. September mit vier anderen Partien treffen, um gemeinsam durch China zu fahren. Und welcher Zufall, sie treffen eine dieser vier Partien, Markus und Belinda aus Holland, bereits hier in Vardzia. Wie klein die Welt sein kann. Wir hoffen sehr, dass alles gut geht und sich die Aargauer und Holländer im September 2014 an der Grenze zu China wieder treffen. Für uns sind solche Destinationen zu weit weg, wenigstens aus heutiger Sicht. Wir nehmen nach wie vor gerne Vorlieb mit dem Kaukasus. Am dritten (letzten) Tag in Vardzia machten wir eine interessante Wanderung zur Burg von Tmogvi, hoch über der Schlucht und dem Fluss Mtkvari (Kura) thronend. Wegen der Kura waren auch wieder Ukrainer in Vardzia, mit Zelt und Kajak, so wie letzten April. Von Kiew bis hierhin sind as ja 'nur' 1200 km. Auch bei einer veränderten politischen Situation im Heimatland kann man sich am Kajakfahren in Georgien erfreuen.

Unser nächster Halt war auf der Hochebene westlich von Akhalkalaki, auf freiem Feld, auf 1800 müM. Rundum waren Berge zu sehen, der höchste (Didi abuli) 3300 m hoch, zum Teil noch mit Schnee. Unsere einzigen Nachbarn waren Lerchen, die über uns stundenlang flatterten und zwitscherten. In der Ferne Kühe, ein Traktor mit Pflug, anderntags mit einer Kartoffelsetzmaschine im Schlepp.

Dann gings wieder ostwärts in die Region Kvemo Kartli. Wir besuchten Samshvilde, eine mittelalterliche Ruinenstadt. Hier blieben wir zwei Tage. Und seit gestern sind wir zum zweiten Mal in Bolnisi, dem früheren Katharinenfeld. Wir berichteten bereits im Beitrag vom 04.12.13 über diesen Ort. Wir geniessen das kleine und schöne Hotel 'Deutsche Mühle Bolnisi'.

In wenigen Tagen sind wir wahrscheinlich in Armenien, erstmals.

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