Druckversion

unsere Dezember 2013 story

31.12.13

Wir wünschen Euch allen ein gutes Jahr 2014,
mit viel Freude und vor allem guter Gesundheit.

16.12.13

Seit gestern sind wir in der Schweiz, in Bern bei unserer Tochter Katrin.

Nach fünf Tagen in Akhaltsikhe fuhren wir über Borjomi nach Tbilisi. Es war die längste Etappe unserer diesjährigen Reise, 225 km. In Borjomi, bekannt für sein Mineralwasser, trafen wir auf 30 cm Schnee und einen stahlblauen Himmel, eine schöne Winterlandschaft.

In Tbilisi blieben wir zehn Tage, in einem kleinen Familienhotel, das uns bereits von früher bekannt war. Die Uebernachtung am 28.11.13 bei Bediani war also tatsächlich unsere letzte im Bremach für dieses Jahr. (Per Zufall war dies am gleichen Tag wie ein Jahr zuvor.)

Die diesjährige Bremach Reise in Georgien:
Start in Tbilisi am 16.04.13. Ziel in Tbilisi am 05.12.13.
234 Tage, 4'249 km, im Durchschnitt 18 km pro Tag, ohne Panne oder Unfall.
184 Uebernachtungen im Bremach (80%), 50 andere (privat, Pension, Hotel) (20%).
Gesundheitliche Probleme: keine.

In Tbilisi suchten wir eine möbilierte Wohnung für die Zeit Mitte Januar bis Mitte April 2014. Leider steht die Wohnung von anfangs Jahr nicht mehr zur Verfügung. Innert dreier Tage fanden wir jedoch eine andere, per Zufall im gleichen Quartier 'Vake'.
Einen Platz für den Bremach fanden wir auch ziemlich schnell. Er steht nun auf einem eingezäunten Gelände hinter einer Tankstelle und ist dort wahrscheinlich sicher.

04.12.13

Bilder

In Sighnaghi blieben wir vier Tage. Eines Abends stand ein Wohnmobil vor dem Hotel neben dem Bremach, eines der ganz wenigen die wir seit April antrafen, und es kam erst noch aus der Schweiz, Kontrollschild SH. Tomáš war damit unterwegs, mit Sohn Taisto (4. Klasse) und Tochter Katalin (1. Klasse). Die drei starteten im August und wollen für ein Jahr reisen.

Unser nächster Halt war beim Kloster Kvelatsminda bei Gurjaani. für drei Tage.
Wir hatten hier den täglich Besuch eines Mannes aus der Umgebung, auf seinem Weg zum Kloster. Früher war er LKW-Fahrer. Nun gilt sein Interesse religiösen Texten. Vor der Klosterkirche, unter einem Baum sitzend, las er laut solche Texte. Ein Pope sass neben ihm, korrigierte ihn beim Lesen oder gab Kommentare zu den Texten ab.

Der nächste Halt war beim (ehemaligen) Kloster Dzveli Shuamta, für zwei Tage. Hier hatten wir Souvenir- und Kerzenverkäuferinnen als unsere Nachbarn, wenigstens fürs Wochenende. Der Klosterkomplex enthält drei Kirchen (5. Jh. und 7. Jh.). Diese liegen ganz eng beieinander. Das Schönste ist deren Lage, am Berghang im Wald, mit Sicht auf die Bergkette des Grossen Kaukasus (siehe Bild).

Der nächste Halt war beim Frauen-Kloster Ninotsminda, für drei Tage. Dieses liegt in der Nähe der Stadt Sagarejo, östlich von Tbilisi. Die grosse Kathedrale stürzte bei Erdbeben 1824 und 1848 ein und wurde nicht wieder aufgebaut.

Anschliessend verliessen wir Kachetien (wir waren 45 Tagen in dieser Region) und reisten über Rustavi nach Bolnisi.

Bolnisi, das frühere Katharinenfeld:
Zwischen 1817 und 1819 wanderten Schwäbische Pietisten in den Südkaukasus (Georgien, Armenien, Aserbaidschan) aus. Wirtschaftliche Not und religiöse Isolation zwangen sie zu diesem Schritt. Sie hatten beim russischen Zar Alexander I. um die Genehmigung zur Ansiedlung nachgesucht. Die Genehmigung wurde im Mai 1817 erteilt. Der erste Siedlertross (31 Familien, 181 Personen) erreichte im Dezember 1817 Tbilisi. Zwischen 1817 und 1819 kamen insgesamt 500 Familien (2629 Personen) nach Georgien. Sie gründeten acht Kolonien, v.a. in der Umgebung von Tbilisi. Die grösste Kolonie war Katharinenfeld. Der Name sollte die württembergische Königin Katharina ehren, die Schwester von Zar Alexander I. In Katharinenfeld siedelten zunächst 95 Familien. Die Ansiedler erhielten kostenlos die Grundstücke die für ihre Existenz notwendig waren. Die Ansiedlung von weiteren Gruppen von Deutschen im Südkaukasus hielt bis in die 80-er Jahre des 19. Jahrhunderts an. Katharinenfeld blieb das Zentrum. Auch andere Uebersiedler (Schweizer, Holländer, Italiener) schlossen sich den im Südkaukasus lebenden Deutschen an. In Schuscha in Berg-Karabach (Aserbaidschan) entstand beispielsweise eine Ansiedlung von aus Basel kommenden Missionaren. Um 1900 hatte Katharinenfeld ca 2000 Einwohner. 1921 wurde der Ort in Luxemburg umbenannt, 1944 in Bolnisi. Im Jahre 1941 lebten ca 24'000 Deutsche in Georgien. Stalin siedelte alle, die nicht mit einem Georgischen Ehepartner verheiratet waren nach Zentralasien und Sibirien um. Nach dem Krieg kehrten nur wenige Kaukasiendeutsche in den Kaukasus zurück. Bis 1955 war es ihnen verboten, Zentralasien und Sibirien zu verlassen. 1979 jedoch durften ca 2000 Deutsche nach Georgien zurückkehren. Im Jahre 2002 lebten in Bolnisi noch etwa 30 ältere Frauen, die von Deutschen abstammten.

In Bolnisi übernachteten wir in der ehemaligen Kötzle-Mühle, fast 200 Jahre alt. Sie wurde sorgfältig renoviert und in das kleine, schöne Hotel 'Deutsche Mühle Bolnisi' umgebaut. Die Eröffnung war 2013. Deutsche Qualität, wie sie die Schwaben in ihrem Katharinenfeld sicher auch pflegten. Der Eigentümer ist ein Deutscher, verheiratet mit einer Georgierin, deren Mutter aus Bolnisi stammt.

Anschliessend fuhren wir nach Bolnisi Sioni (nur 13 km entfernt) und liessen uns dort am (ausgetrockneten) Fluss nieder. Hinter uns am Hang hatten wir das Kloster Zugrugasheni (13. Jh.), in Bolnisi Sioni selbst ist die berühmte Sioni Kirche (von Ende 5. Jh.) Diese ist die älteste (oder eine der ältesten) erhaltenen Kirchen Georgiens. (Die Literaturangaben widersprechen sich, wie leider so oft.) Die georgische Inschrift an der Kirche ist eine der ältesten historischen Belege der georgischen Schrift. In Bolnisi Sioni leben Armenier, im Nachbardorf Kvemo Bolnisi leben Aserbaidschaner, und dort ist eine Moschee.
Eines Abends kamen ein paar Männer (Armenier) mit einem PW über das Flussbett angefahren und richteten sich in der Nähe von uns für ein Picknick ein. Bald wurden wir gerufen, wir seien ihre Gäste. Bald musste noch mehr Wein besorgt werden. Der Fahrer kam nicht nur mit Wein, sondern auch mit einem grossen Blumenstrauss für Monika zurück. Bald musste noch mehr Fleisch her, für Bratspiesse (Saschlik). Also wurde wieder losgefahren, über das Flussbett. Plötzlich brannte ein Autoreifen, bald auch ein zweiter. Das gab mehr Licht und Wärme. Woher die Reifen kamen wissen wir nicht. Vielleicht lagen sie im Gebüsch, wie so viel anderer Abfall. Wir genossen diesen Abend. Wir blieben drei Tage hier.

Nächste Station war im alten Dmanisi, nach 61 km Fahrt via Bolnisi und Kazreti. Unser Interesse galt hier der Burg, der Kirche und vor allem den Ausgrabungen einer Stadt und von Frühmenschen. Alle diese Sehenswürdigkeiten liegen eng zusammen auf einem Bergsporn hoch über dem Zusammenfluss von Pinesauri und Mashavera. Wir waren auf dem grossen Parkplatz vor dem Zugang zu diesen Sehenswürdigkeiten installiert. In den zwei Tagen hier kamen erstaunlicherweise keine andere Touristen, der Parkplatz blieb uns alleine vorbehalten.

zur Stadt Dmanisi:
Spätestens im 5. Jh. angelegt. Im 9. Jh. gehörte sie zum arab. Emirat von Tbilisi. Im 11. Jh. von den Seldschuk-Türken erobert. 1123 vom georgischen König Davit dem Erbauer erobert. Blütezeit im 12. Jh. Sie lag an einem Zweig der Seidenstrasse (Persien - Armenien - Tbilisi - Byzanz) und war entsprechend reich. Im 14. Jh. vom Mongolen Tamerlan (Timur) zerstört. Im 15. Jh. weitere Zerstörungen, von denen sich die Stadt nicht erholte. Nur noch die Burg spielte eine Rolle. Und heute sind nur noch Ruinen zu sehen. Ein weiteres Beispiel der bewegten und sehr oft gewalttätigen Geschchte Georgiens.

zu den Ausgrabungen des Frühmenschen in Dmanisi:
Die hier gefundenen Fossilien des Hominini, dem engsten Vorfahren des Menschen, sind die ältesten ausserhalb Afrikas je gefundenen.
1999 wurde ein Schädel entdeckt, der 1.8 bis 2.0 Millionen Jahre alt ist. Andere Funde folgten. Diese Funde stellten bisherige Annahmen der Anthropologie auf den Kopf oder zumindest in Frage. Sie zeigten, dass der Frühmensch Afrika ca 300'000 Jahre früher verliess als zuvor angenommen. Der Dmanisi Mensch hatte ein Gewicht von 40 - 50 kg, war 145 - 166 cm gross und hatte ein Hirnvolumen von knapp der Hälfte des modernen Menschen. Er besass bereits ähnliche Körperproportionen wie der moderne Mensch. Er widerlegt die Annahme, die ersten aus Afrika gekommenen Menschen hätten ein Hirnvolumen von mindestens 1000 cm³ besessen, seien etwa 170 cm gross gewesen und hätten über fortgeschrittene kulturelle Techniken verfügt. Die Ausgrabungen werden fortgeführt. Interessant ist auch, dass zwischen den Dmanisi Entdeckungen und den nächst jüngeren in Europa eine Lücke von etwa einer Million Jahre besteht. (In Spanien wurden Frühmenschen entdeckt, die etwa 780'000 Jahre alt sind.)

Reid Ferring, Archäologe und Professor an der University of North Texas ist seit 1993 an den Ausgrabungen in Dmanisi beteiligt. Ihn lernten wir in Mestia (Swanetien) in einem Café kennen, im Juli 2013. Er erzählte uns damals viel Interessantes über die Theorien der Migration 'out of Africa' (Wann fand diese statt? Wieso?). Reid Ferring war übrigens, nach 20 Jahren, das erste Mal in Swanetien. Er hatte ja, mindestens was die Anthropologie betrifft, weit wichtigeres zu tun als diese gebirgige Gegend zu besuchen. Ferring arbeitete auch mit einem Schweizer zusammen: Prof. Dr. Christoph Zollikofer vom Anthropologischen Institut der Universität Zürich. Zollikofer machte computer-unterstützte Auswertungen der Funde von Dmanisi.

Als wir die Ausgrabungsstätte besuchen wollten war sie verschlossen, das ticket office verlassen, die Ausgrabungs- und Besuchersaison vorbei. Ein Sicherheitsmann hat aber, nach einer telefonischen Rücksprache, das Gelände für uns geöffnet. So konnten wir doch noch das sehen, was ein 'normaler' Tourist in der Saison sehen (und vielleicht verstehen) kann.

Bei Bediani (in der Nähe von Tsalka) übernachteten wir wohl zum letzten Mal im Bremach für dieses Jahr, dies direkt am Fluss Khrami (Ktsia), in einem steilen und bewaldeten Tal.

Die nächste Etappe war gross (112 km) und brachte eine Ueberraschung: Schnee auf der Strasse. Die Etappe führte über Tsalka - den Pass Tukmatash (2168 m) - den Paravani See (2073 m) - den Saghamo See (1996 m) nach Ninotsminda (in Samtskhe-Javakheti, im Süden Georgiens, gut 20 km von der Grenze zu Armenien entfernt). In Ninotsminda waren wir bereits früher.

Die folgende Etappe kannten wir auch schon: Ueber Akhalkalaki und Khertvisi nach Akhaltsikhe. Jede Jahreszeit hat seine Reize. Diesmal sahen wir frisch verschneite Schneeberge.

Nun sind wir also in Akhaltsikhe, in einem schönen Hotel. Unseren ersten vollen Tag in Georgien verbrachten wir auch hier. Es war der 28.11.2012. Nun sind wir bereits zum vierten Mal in dieser Stadt.

placeholder
top
placeholder