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unsere Juni 2013 story

26.06.13

Bilder

Seit fünf Tagen sind wir in Ushguli, immer noch in Oberswanetien.

In Mestia, dem Hauptort von Oberswanetien, blieben wir drei Tage. Wir trafen hier Touristen aus den verschiedensten Ländern. (Gemäss der Touristen-Info kommen die meisten Besucher aus Polen, Plätze zwei und drei belegen Ukraine und Russland.) Schweizer waren auch hier. Wir lernten Ricco, Madeleine und ihre Mädchen Ameli (4-jährig) und Hanna (3-jährig) kennen. Die Vier sind unterwegs Richtung China, mit einem schönen Landrover. Gestartet sind sie in der Schweiz am 04.05.13. Sie wollen spätestens am 15.08.13 an der Grenze zu China sein, sich dort mit Dirk und Gabi treffen, und dann gemeinsam durch China reisen. Dirk und Gabi (mit ihrem Bremach) trafen wir drei Wochen vorher in Kobuleti am Schwarzen Meer. Was für ein Zufall.

Unser nächster Aufenthalt war im Dobra Tal, etwas westlich von Mestia. Wir fuhren ziemlich ans Ende des Tales, über den letzten Weiler Mazeri (zu Becho gehörend) hinaus. Dort plazierten wir uns auf Weideland, in der Nähe des Strässchens. Ab und zu fuhr ein Militär-LKW vorbei, oder ein Ochsengespann mit Holz aus dem Wald. Die Leute winkten, gestört hat unsere Anwesenheit offenbar niemanden. Gegen Abend galoppierten jeweils Burschen auf ihren Pferden in der Gegend herum, ohne Sattel. Sie trainierten für ein Pferderennen das hier im Talboden stattfinden wird (natürlich nicht auf einer Rennbahn). Wir hatten eine schöne Aussicht. Geradeaus vor uns das Talende, mit den Grenzbergen und einem Wasserfall. Rechts sahen wir zur Südspitze des Ushba (4710 m) hoch. Dieser Berg wird auch 'Matterhorn des Kaukasus' genannt, wegen seiner Form. Eine Wanderung führte uns zu zwei Wasserfällen oberhalb des Talendes. Der grössere Wasserfall liegt gleich unterhalb des Ushba-Gletschers. Der Weg dorthin führte am Grenzposten vorbei. Hier waren drei Zelte im Wald, ein Soldat, ein paar Pferde, zwei Wachhunde und die Georgische Flagge zu sehen. Nach einem Ausweis wurden wir wider Erwarten nicht gefragt. Eine weitere Wanderung machten wir in ein Seitental und hoch zum Weiler Guli. Der Ort ist unbewohnt, die Häuser sind nur noch Ruinen, die kleine Kapelle aber wird sicher noch als Wallfahrtsort benutzt. Fünf Tage blieben wir in diesem schönen Dobra Tal.

Dann gings zurück nach Mestia (27 km) und anderntags gleich weiter nach Ushguli. Ushguli ist das hinterste Dorf im Tal des Flusses Enguri (dieser mündet nördlich von Poti ins Schwarze Meer), liegt auf ca 2200 m, ist ganzjährig bewohnt und besteht aus vier nahe beieinander liegenden Weilern. Die knapp 50 km Fahrt von Mestia nach Ushguli war sehr abwechslungsreich: Nur Naturstrasse (eine sehr schlechte), ein kleiner Pass (Ugiri, 1923 m), Dörfer oder Weiler an den Berghängen, zum Teil nicht mehr bewohnt, und zum Schluss das enge Enguri Tal. Und immer wieder waren die Wehrtürme zu sehen, was den Orten in Swanetien einen ganz speziellen Charakter verleiht (siehe die Bilder von Mestia und Ushguli).

In Ushguli angekommen machten wir uns zu Fuss auf die Suche nach einem ebenen Platz als unseren Standort. Wir fanden ihn direkt neben einem Haus und innerhalb der Umzäunung. Ein Holzschild mit der Aufschrift 'tent place' machte uns aufmerksam. Wir haben es sehr gut hier. Ein älteres Ehepaar und die zwei Söhne bewirtschaften den Hof. Vier Kühe, vier Kälber, ein Pferd, ein paar Schweine und Ferkel, ein paar wenige Schafe (zwei Lämmer kamen vorgestern Nacht hinzu) sowie ein paar Hühner. (Im Dorf laufen Schweine und Ferkel überall frei herum.) Gemolken wird um 21 Uhr, draussen vor der Umzäunung. Die vier Kühe treffen schon eine Stunde früher ein, werden am Zaum angebunden und warten. Einen Stall für die Nacht haben wir noch nicht entdeckt. Den gibts wahrscheinlich schon irgendwo. In den letzten drei Tagen hatten wir gute Nachbarn: Ein Ehepaar aus Lettland (Riga) hat ein Zimmer im Hause gemietet. Die Aussicht von unserem Standort aus ist wiederum imposant. Richtung Talende die Grenzberge, wie eine Wand. Der prominenteste davon ist der Shkhara (5068 m), 11 km von uns entfernt. Dahinter liegt die Republik Kabardino-Balkarien (wie dies auch im Dobra Tal der Fall war).

Zu den Wehrtürmen: Swanetien wurde (wie andere Gebiete des Grossen Kaukasus auch) über viele Jahrhunderte immer wieder von Ueberfällen, Raubzügen, Wirren und Kriegen heimgesucht. Die Bevölkerung suchte in solchen Zeiten in den Wehrtürmen Unterschlupf und Sicherheit. Die Wehrtürme waren meistens direkt an das Wohnhaus (mit integriertem Stall) angebaut. So konnte auch das Vieh in Sicherheit gebracht werden. In Swanetien soll es noch ca 175 solche Türme geben. Sie stammen aus dem 6. - 16. Jh. Die meisten wurden zwischen dem 9. und 13. Jh. erbaut.

Das Wetter ist in den letzten Tagen wechselhaft: Sonne, Wolken, etwas Regen. Wir geniessen die Tage trotzdem sehr. Dank mobile-Empfang und einem entsprechenden 'USB-stick' für den Notebook haben wir sogar hier in den Bergen Zugriff zum Internet und können euch informieren.

14.06.13

Bilder

Seit ein paar Tagen sind wir in Swanetien, im Grossen Kaukasus, dh in den Bergen.
Nach drei Tagen in Batumi ging die Reise dem Schwarzen Meer entlang nordwärts bis Poti, dann in nordöstlicher Richtung über Zugdidi bis nach Swanetien.

In Kobuleti waren wir direkt am kilometerlangen Kieselstrand parkiert, unter ein paar Pinien für etwas Schatten. Ein Ehepaar aus der Ukraine, unterwegs mit PW und Zelt, leistete uns wärend den fünf Tagen Gesellschaft. Wir sahen von hier Schneeberge in der Türkei, auch den Kaçkar (3932 m), ca 120 km entfernt. Im Kaçkar wanderten wir im Juni und Juli 2011 und stiegen dort bis auf 2975 m (Dilberdüzü). Diese bekannte Gegend nun aus Meereshöhe zu sehen war interessant. Fischer zogen am Morgen ihre Netze direkt vor uns ein.
Wir trafen hier den ersten Bremach seit wir unterwegs sind. Dirk und Gabi Poetzsch aus Karlsruhe sahen unser Fahrzeug von der Strasse aus, wendeten und kamen uns besuchen. Die zwei wollen bis nach China, eventuell sogar rund um die Welt.

Der nächste Halt war kurz vor der Hafenstadt Poti, 50 km weiter nördlich, beim Kolkheti National Park. Hier hatten wir ein schönes Plätzchen direkt an einem kleinen See im Wald. Wir blieben zwei Tage hier.

Nach Poti gings ins Landesinnere nach Khobi. Hier waren wir in der Nähe des Klosters stationiert.

Weiter durch Mingrelien (Samegrelo) reisend erreichten wir, auf vielen Nebenstrassen und Umwegen, die Stadt Zugdidi. Hier waren wir zwei Nächte in einem Hotel. Nach dem Erledigen von kleinen Unterhaltsarbeiten am Bremach besuchten wir die Burg von Rukhi und fuhren bis an die Grenze zu Abchasien (nur 10 km von Zugdidi entfernt). Die Stadt gefiel uns gut, hatte viel mehr Leben als zBsp Batumi oder Poti. Viele aus Abchasien Vertriebene oder Geflohene leben nun hier.

Der nächste Halt war in Jvari, kurz unterhalb des grossen Enguri Stausees. Hier war unser Standort für zwei Tage ein Kiesplatz im Dorf. Kühe und Schweine teilten den Platz mit uns. Wir hatten guten Kontakt zu unseren Nachbarn, wurden zu Picknick und Frühstück eingeladen.

Dann gings endlich in die Berge, zuerst dem Stausee, dann dem Fluss Enguri entlang. Unser erster Halt in Swanetien war in Khaishi, dem ersten Dorf. Hier parkierten wir gleich neben dem Polizeigebäude. Swanetien hatte einen sehr schlechten Ruf was die Sicherheit betrifft. Die Situation soll sich aber in den letzten Jahren sehr gebessert haben. Wir wollten uns langsam an die neue Umgebung herantasten, deshalb diese Standortwahl. Wir wanderten in ein wildes Seitental. Die Schneeschmelze war noch in Gange, die Flüsse deshalb in ihrer Gewalt sehr beeindruckend. Nach zwei Tagen Khaishi wollten wir in das Tal des Flusses Nenskra. Da dieses an Abchasien angrenzt, fragten wir die Polizei, ob wir dort übernachten könnten.

Die Reaktion: Die Polizeikommandantin rief die Ortsvorsteherin von Chuberi an. Diese erwartete uns dort am Strassenrand und wies uns einen Platz zu, in der Nähe ihres Hauses und direkt am Fluss Nenskra. So waren wir ein zweites Mal gut aufgehoben. Hier blieben wir vier Tage. Wir wanderten nordwärts, talaufwärts bis nach Tita, 9 km entfernt und auf 1000 m. Obwohl dieser Ort auf Karten eingezeichnet ist, fanden wir nur ein Wohnhaus, eine Bauruine (wahrscheinlich ein früheres Berghaus) und ein neues kleines Holzbungalow am Waldrand vor. Die Grenze zu Russland (genau gesagt: Föderationskreis Nordkaukasus - Republik Karatschai-Tscherkessien) ist von Tita 14 km entfernt. Die Grenzberge, hier um die 4000 m hoch, sahen wir leider nicht, der Tskhvandiri (3140 m) stand davor. Dass wir bereits den höchsten Berg Europas, den Elbrus (5642 m), sehen würden erwarteten wir nicht. Dieser liegt knapp jenseits der Grenze, in der Republik Kabardino-Balkarien. Wir hoffen aber, dass wir von irgendwo in Swanetien aus den Elbrus noch sehen werden.

Seit zwei Tagen sind wir in Mestia, dem Hauptort von Oberswanetien (Georgisch Zemo Svaneti), auf 1400 m. Es gibt noch ein Unterswanetien (Kvemo Svaneti) mit dem Hauptort Lentekhi. Vom Hotelbalkon aus sehen wir, quasi vor der Nase, zwei rechte Berge, den Bangurian (3838 m) und B.Kakhiani (3703 m) sowie weiter entfernt (in 21 km) den Tetnuld (4858 m), eine schöne sehr gleichmässige weisse Pyramide. Dahinter versteckt ist der Shkhara (5068 m), der höchste Berg Georgiens.

Die Swanen, die Einheimischen von Swanetien, haben übrigens ihre eigene Sprache, das Swanisch. Das Alphabet ist jedoch das Georgische. In der Schule wird auf Georgisch unterrichtet.

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