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unsere Oktober 2009 story

18.10.09

Bilder

Nach dem schönen Aufenthalt von 4 Tagen auf dem Bauernhof von Svonko und Marija in Dravci im Osten von Slovenien gings am 03.10.09 nach Kroatien. Wir wurden noch reichlich mit guter hausgemachter Bauernkost eingedeckt.

Das Hinterland von Kroatien haben wir in 2 Tagen durchquert. Am 1. Tag gings bis zum Fluss Sava, etwas südöstlich von Sisak. Die letzten km der Tagesetappe (sie war mit 211 km die bisher grösste) fuhren wir direkt auf dem Flussdamm, auf kleinen Wegen. So fanden wir auch den Kiesweg zum Anlegeplatz einer Fähre (gross genug für 4 Fahrzeuge). Wir setzten aber nicht mehr über die Sava, sondern genossen den Abend und den nebligen Morgen direkt am Fluss, wieder mal ganz alleine.

Am Abend des 2. Tages (04.10.09) waren wir bereits in Bosnien. Grenzort war Bosanski Novi. (Ab Interlaken bis hierhin warens 1528 km). Nach weiteren 30 km fragten wir bei einem Bauern im kleinen Dorf G. Agići ob er ein Plätzchen für uns und 1 Nacht hätte. "Kein Problem, stellt das Fahrzeug hin wo ihr wollt". Wir haben seither oft bei Bauern angefragt und waren immer willkommen. Auf dem Lande sind fast alle Leute Bauern, mit 4 oder 5 Kühen und Selbstversorgung.

In den nächsten Tagen gings in südöstlicher Richtung quer durch Bosnien. Wir sind fast nur auf Nebenstrassen, Naturstrassen gefahren.

Im kleinen Dorf Novo Selo am Rande der Hochebene 'Kupresko Polje' (auf 1130 m) haben wir wieder mal bei einem Bauern 'parkiert' d.h. übernachtet. Die Frau hat uns 1 kg Käse verkauft, uns aber vor der Abreise noch 2 kg geschenkt. Es war eine Serbische Familie. Der Sohn geht deshalb nicht im nahen Kupres (20 km entfernt) zur Schule, das sei Kroatien, sondern in einem weiter entfernten Ort in der Republika Srpska. Dort ist die Schrift kyrillisch und nicht romanisch (nicht nur auf dem Schulatlas, auf dem wir gemeinsam die Schweiz suchten, sondern auch auf Ortstafeln.) Dies im gleichen Land names Bosnien und Herzegowina. Später, in Ravno trafen wir auf die Kehrseite. Auf dem Gemeindehaus wehte die Kroatische Flagge. (Vergleiche: In Tenero im Tessin weht auf dem Gemeindehaus die Italienische Flagge.) Mit der Einheit des Landes ist es nicht weit her, vielleicht sogar weniger denn je.

Wir besuchten ein 2. Mal das Tal Dreznica zwischen Jablanica und Mostar. Ein steiles Tal von ca 20 km Länge, mit 2 Dörfern, Donja und Gornja Dreznica, das untere und obere Dorf. Diese 2 Bezeichnungen sind sehr üblich in Bosnien. Dies ist hilfreich für uns, so wissen wir mit schlechten Karten immer welches Dorf höher liegt. Uebernachtet haben wir dort auf dem Nebenplatz der kleinen Moschee. Der Imam meinte wiederum: kein Problem! Am 2. Abend hat er uns zu Kaffee und Diskussion eingeladen. Er ist 25, seine Frau 22 Jahre alt, aus Mostar. Sie spricht sehr gut Englisch und war für uns, obwohl für kurze Zeit, eine gute Sprachlehrerin (Bosnisch).
PS: Wir wissen meist schnell, ob jemand Bosniake, Serbe oder Kroate ist, aufgrund des Vornamens oder wie er/sie die Sprache bezeichntet. (Bosnisch, Serbisch, Kroatisch ist eigentlich die gleiche Sprache, das Serbokroatische von früher.) Die Ethnie ist aber für uns nicht von Bedeutung, höchstens von Interesse. Liebe Leute sind es allemal.

Nachher wollten wir noch in die Prenj Berge. Daraus wurde nichts: zu schlechtes Wetter, zu kalt. Wir fuhren noch auf einen Pass auf 1100 m. Es hat dort geschneit, und nach einer Nacht in einem unbewohnten Haus (vom Beizli-Wirt vermittelt) gings wieder ins Tal, ins etwas wärmere Mostar und weiter. Auch in unseren Gegenden sind die Temparaturen wesentlich tiefer als üblich.

2 volle Tage verweilten wir im Vogelreservat 'Hutovo Blato', mutterseelenallein, mit Ausnahme eines Bauern und eines Jägers (er hat ein paar Wachteln geschossen) und seines Bruders (er hat ein paar Fische gefangen). Das Hutovo Blato ist ein Seen/Sumpfgebiet. Der Wasserstand variiert um Meter, je nach Jahreszeit, und somit ist auch der See unterschiedlich gross. Dieses Reservat ist das größte seiner Art in diesem Teil von Europa, wie der Fläche, so auch der Verschiedenartigkeit nach. Hutovo Blato ist Zwischenstation von 240 Zugvögeln auf ihrem Migrationsweg, sowie Heim von zahlreichen Vogelarten.

Seit gestern sind wir ganz im Südosten der Herzegowina, in Trebinje. Wir waren schon 2 x in dieser attraktiven Kleinstadt, im Frühjahr und Herbst 2007. Von hier nach Dubrovnik sind es 36 km (wir werden nicht hinfahren), zur Grenze nach Montenegro gut 30 km (unser Ziel). Wir sind in einem netten alten Hotel, nach einigen kalten Nächten im Auto. Die Aussentemparatur war jeweils 0 - 2°C, die Innentemperatur ca 4° C. Aber mit je 2 Schlafsäcken war dies kein Problem, wir haben sogar sehr gut geschlafen, und am Abend nahmen wir die Heizung in Betrieb. Heizung und Warmwasserboiler funktionieren bestens, wir können beide nun gut gebrauchen.

Für den Weg nach Trebinje haben wir wiederum Nebenstrassen gewählt, dem westlichen Rand der Ebene 'Popovopolje' entlang. Dabei fuhren wir ca 25 km auf dem Trasse einer ehemaligen einspurigen Eisenbahnstrecke, jetzt durch eine schlechte Asphaltstrasse ersetzt, schön auf gleichem Niveau am Berghang. Das Kreuzen war nur bei Ausweichstellen möglich, aber es kam ja auch nur jede halbe Stunde ein Fahrzeug entgegen. Vorbei gings an vielen ganz oder praktisch ganz verlassenen Dörfern, weil sie im Kriege zerstört wurden und/oder die Leute vertrieben wurden. Ein Wiederaufbau findet nur in den ehemals kroatisch besiedelten Orten statt. (Siehe oben: Ravno und die kroatische Flagge auf dem Gemeindehaus.) Die ehemals serbischen Dörfer bleiben verlassen. Dies war für uns ein sehr trauriger Anblick.

Trotzdem, es geht uns sehr gut, wir haben keine Probleme und das Reisen macht uns wie immer grosse Freude. Wir bleiben bis morgen hier in Trebinje. Dann gehts nach Montenegro und vielleicht bald an die Küste. Hoffentlich ist es dann wieder schöner und wärmer. Bis bald.

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