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unsere Januar 2009 story

17.01.09

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Nun haben wir bereits 2 Wochen Sprachschule in Istanbul hinter uns. Schule und Stadt gefallen uns sehr gut. Bis jetzt stimmt alles für uns.

Zur Schule:
Sie ist gemütliche 20 Minuten zu Fuss von zu Hause entfernt. Der Weg führt durch (am Morgen praktisch noch leere) Gassen des Zentrums. Wir finden immer noch Wegvarianten, die noch kürzer sind. Die Schule dauert von 9 bis 13 Uhr, natürlich mit Pausen. Die Lehrerin ist, wenigstens bis jetzt, gut und eher streng. Sie gibt täglich (und auch übers Wochenende) Hausaufgaben. Am Montag gibt's jeweils einen Test. Wir sind 10 Schülerinnen und Schüler. Einige lernen Türkisch, weil sie eine türkische Freundin oder einen türkischen Freund haben. Es sind dies:
James, 35, Engländer, Computerfachmann. Er hat schon in vielen Ländern gearbeitet, so bereits als 18-jähriger als Lehrer in Nepal.
Christos, 23, aus Griechenland, Student.
Klara, 29, aus Tschechien, Studentin in London.
Scott, 32, Amerikaner, arbeitet hier für eine NGO und war vorher für 2 oder 3 Jahre in Afghanistan.
Beate, 40, Deutsche aus Bamberg, Lehrerin für fremdsprachige Kinder.
Uli, 31, Deutscher und Musiker.
Peter, 27, Amerikaner, studiert an der Harvard University Historische Architektur.
Dana, 31, Amerikanerin, Advokatin und Mutter, mit einem Türken verheiratet.
Nebst Schule und Hausaufgaben haben wir kaum noch Zeit für anderes. Aber wir gingen doch zu einer kleinen 'Party'. Ein Kollege vom Kurs hat eingeladen. Mit einer Ausnahme kamen alle, d.h. wir waren 9 Schülerinnen und Schüler. Alle brachten was mit, Essen oder Trinken. Eine Party mit Leuten in Katrin's Alter (teilweise wenigstens) war etwas Besonderes für uns. Wir sind eine gute Gruppe, und alle teilen diese Ansicht.

Zu Haus und Wohnung:
Haus und Wohnung sind renoviert. Die Wohnung ist im 2. Stock, über ein enges und steiles Treppenhaus erreichbar, mit kombinierter Küche/Stube, Schlafzimmer, grossem Kühlschrank und Waschmaschine (beide im offenen Gang), Gasherd, Mikrowellenofen, Geschirrspüler, grosser Dusche mit genügend heissem Wasser, grosser Fensterfront ohne Balkon, TV mit Satellitenempfang, ohne Internetanschluss. Das Geschirr und wahrscheinlich auch ein Teil der Möbel sind aus der Ikea. Der Tisch ist etwas klein, v.a. wenn wir beide an ihm arbeiten. Wir werden noch einen zweiten organisieren. Die Wohnung ist also ok, aber nicht eigentlich gemütlich. Sie ist auch nicht gerade warm, trotz Gasheizung, die wir selber regulieren können, da wahrscheinlich die Wohnungen oben und unten, sowie die anschliessenden Häuser links und rechts nicht beheizt werden. Aber die kalte Zeit ist ja bald vorbei. Hauswart, Frau und Tochter sind sehr nett, sprechen jedoch nur Türkisch. Das Wichtigste: Die Wohnung ist für uns sehr gut gelegen.

Zu Gasse und Quartier:
Das Haus liegt in einer praktisch verkehrsfreien eher stark abfallenden Seitengasse. Es ist hier also sehr ruhig. Gasse und Quartier sind für Schweizer Begriffe eher schäbig. Uns stört das aber nicht. Viel wichtiger ist, dass kleine Läden inkl. Bäckerei nur ein paar Schritte entfernt sind. Das allernächste Lädeli an der Ecke ist keine 50 Meter entfernt, die Fläche für Kunden ist ca 3 Quadratmeter gross, hat aber ein Telefon. Monika hat von hier aus bereits nach Gstaad telefoniert. Die Kosten werden auf einem Kästchen laufend angezeigt, wir haben also keine Bedenken, dass wir übers Ohr gehauen werden.
Unser Quartier 'Tarlabasi' hatte bis vor wenigen Jahren einen schlechten Ruf. Wir hätten vor ein paar Jahren dort nicht wohnen können, meinte ein Kellner. Nun sei es aber besser. Eines Nachts, als wir beim Rauchen vor dem Hause standen, sprach uns ein Ehepaar an. Sie waren besorgt. Wir sollten hier aufpassen. Wir fühlen uns trotzdem hier und in allen Stadtteilen die wir bisher kennengelernt haben absolut sicher. In grossem Gedränge, zum Beispiel auf dem Markt, nehmen wir aber das Portemonnaie in die vordere Hosentasche.
Wir haben beobachtet, dass die Leute den Abfallsack abends einfach vor's Haus stellen, am Morgen ist er dann weg. Wir machen es deshalb auch so. Ob Leute ihn mitnehmen um nach Brauchbarem zu durchsuchen, oder ob eine ordentliche Abfallentsorgung vorbeikommt wissen wir noch nicht. Auf jeden Fall ist es eine praktische Sache.
Die Wäsche wird über die Gassen gehängt (gilt für uns nicht), und wir haben von der Wohnung aus auch schon Güggel und Hühner gehört. Dabei sind's zu Fuss nur 5 oder 7 Minuten bis zur 'Bahnhofstrasse' von Istanbul, der Hauptgeschäftsstrasse 'Istiklal Caddesi'.
Ab und zu fährt ein kleiner Lieferwagen durch die Gasse und preist die Ware, zum Beispiel Kartoffeln, per Lautsprecher an. Die Frauen lassen dann ihren Korb an einer Schnur runter. Das Geld nimmt nachher natürlich den gleichen Weg. (Schon ab dem 2. Stock beobachtet!) Praktisch, oder nicht?
In der Gasse nehmen wir passende Gelegenheiten war, um uns den Nachbarn vorzustellen. Höflichkeit wird in der Türkei grossgeschrieben. Das sich Vorstellen (mit Vorname) ist wichtig. Dazu gibt's bestimmte Redewendungen, die wir schon intus haben.
Morgen Sonntag gehen wir wieder auf den Wochenmarkt im Quartier. Da gibt's 'bergeweise' Früchte, Gemüse, Oliven, Käse usw. Und das Einkaufen hier macht noch mehr Spass als in den kleinen Lädelis. Wir essen aber oft auswärts. Es gibt überall so viele einfache und günstige Beizli's, sogenannte 'Lokantas' mit verschiedenstem Angebot. Zum Beispiel Reis (Pilav), 2 Hühnerschenkel, Brot, für Monika auch einen Salat, zu (für beide) 12 Lira (6 Euro, 10 Franken).

Zu Lesestoff und Bibliotheken:
Bibliotheken sind uns wichtig. Aus Sarajevo kennen wir zwei Institutionen, die es auch hier gibt: Den 'British Council' und das 'Goethe Institur'. So haben wir beide aufgesucht.
Zum British Council ging's per Metro, unsere erste Metrofahrt. (Es gibt 2 Linien in Istanbul. Die eine ist südlich des Goldenen Horns und die andere nördlich. Wir benutzten die letztere.) Der British Council ist in einem modernen Stadtteil, in einem Hochhaus im 23. Stock. In der Eingangshalle mussten wir Pass gegen temporären Ausweis eintauschen, durch eine Detektorschranke (wie am Flughafen) gehen, und nochmals eine Schranke passieren (mit dem Ausweis). Beim British Council wurde uns dann mitgeteilt, dass dieser offiziell gar nicht mehr existiere, es also auch keine Bibliothek gäbe. Die Aktivitäten wurden vor wenigen Jahren eingestellt, wegen Bomben, die es offensichtlich damals in Istanbul gab. Wie wir überhaupt wüssten, dass der British Council hier sei? Vom Internet natürlich! Die Antwort: Alle Internetseiten vom British Council in Istanbul seien doch abgeschalten worden.

Mehr Glück hatten wir gleichentags beim Goethe-Institut. (Ein weiterer Vorteil unserer Bleibe: zu Fuss nur knapp 10 Minuten entfernt.) Hier sind wir nun Mitglied (die Jahresgebühr für einen Pensionierten ist 20 Lira, 10 Euro) und somit können wir die Bibliothek benützen. Monika hat bereits 3 Bücher, eine Zeitschrift (Emma) und ein DVD (Atatürk's Töchter) ausgeliehen. (Wenn oben geschrieben ist wir hätten nebst Schule und Aufgaben kaum Zeit für etwas anderes, so stimmt dies offensichtlich nur für Paul). Im Goethe-Institut gibt's auch die Süddeutsche Zeitung, Frankfurter Allgemeine, Die Zeit (jeweils die gestrige Ausgabe), sowie viele Zeitschriften (Spiegel, etc). Wir sind also mit diesem Angebot sehr zufrieden.

Zu Internetzugang:
Ohne diesen könnten wir ja mit euch nicht kommunizieren. So gehört dieser auch zu unserer Infrastruktur (nebst Bett, Küche und Bibliothek). Wir haben schon verschiedene Internet Cafés besucht, deren Vor- und Nachteile abgewogen. Im Moment ist eines an der 'Bahnhofstrasse' unser Favorit, also wiederum nur wenige Minuten entfernt. Internetzugang gibt's aber auch in vielen normalen Cafés drahtlos (wireless) und erst noch gratis. Natürlich muss man den eigenen laptop mitbringen und mindestens einen Tee bestellen. So können wir an einem solchen Ort 'arbeiten', dazu Musik hören, und andere Leute beobachten wie sie zum Beispiel die längste Zeit 'scrabble' spielen oder auf einem Sofa die Nargile (Wasserpfeife) rauchen. Ja, auch Frauen rauchen die Nargile. Uebrigens, auf Türkisch werden Zigarette und Wasserpfeife getrunken: sigara içmek, nargile içmek, içmek heisst trinken.


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